Parodontitisbehandlung

Parodontitis auch umgangssprachlich Parodontose genannt, ist die häufigste Form von Zahnhalteapparat- (besteht aus Gingiva [= Zahnfleisch], den Wurzelzement, Wurzelhaut [= Desmodont] auch Zahnfach) erkrankung.

Sie entsteht durch die weichen und harten Zahnbeläge (= Plaque), dadurch werden die Zahnfleischtaschen vertieft, den umgebenden Knochen abgebaut, und somit verliert der Zahn seinen knöchernen Halt und die Folge wäre Zahnverlust.

Parodontitissymptome sind Zahnfleischbluten, Rötungen, Schwellungen, Berührungsempfindlichkeit des Zahnfleisches, Mundgeruch (Halitosis), Eiterbildung, Zahnfleischrückgang (Zähne sehen länger aus), Zahnlockerung und Wanderung.

Parodontitis ist meistens schmerzlos mit einem chronischen Verlauf, der von dem betroffenen nicht wahrgenommen wird, erst nach mehreren Jahren ist die Zahnlockerung die Folge.

Diese chronische Form tritt vorwiegend bei Erwachsenen auf und verläuft sehr langsam. Im Röntgenbild ist horizontale Knochenabbau zuerkennen.

Bei aggressive Parodontitis hat man einen schnellen und umfangreichen vertikalen Knochenabbau (= schnell fortschreitender Verlauf). Diese Form kann schon im Kindesalter auftreten.

 

Wodurch wird Parodontitis begünstigt?

Das Immunsystem und das Vorhandensein bestimmter Bakterien spielen bei der Parodontitisentstehung die Hauptrolle, aber sie wird auch durch die andere Faktoren noch beeinflusst z.B. :

1. genetische Faktoren

2. Diabetes Mellitus (= Zuckerkrankheit)

3. Tabakkonsum (4-6 erhöhtes Risiko)

4. Schwangerschaft

5. Lebenspartner

6. Ansteckung von Mutter zu Kind

7. offene Zahnkaries

8. Piercing ( Lippe, Lippenbändchen, Zunge)

9. Mundatmung

10. Bruxismus (Zähne Knirschen, pressen)

 

Wie stellt man Parodontitis klinisch und röntgenologisch fest (= Diagnosestellung)?

  • Klinisch wird erst mal Befund erhoben, anschließend den Zahnlockerungsgrad, Taschentiefe (= 

Sondierungstiefe), Zahnfleischrückgang (= Rezession) und die Mundhygiene beurteilt.

  • Röntgenologisch wird der Knochenverlauf ( horizontale und vertikale Knochenabbau) festgestellt.

 

Als Zusatzdiagnose kommt die mikrobiologische und genetische Tests in Frage oder auch eine Kontrolluntersuchung beim Internisten, um Leukämie, Diabetes, HIV, auszuschließen.

 

Wie beugt man Parodontitis vor?

Durch die häusliche Mundhygiene, Zähneputzen mit der Zahnbürste, Zwischenraumpflege mit passenden Zwischenraumbürsten (= Interdentalbürsten) und Zahnseide sowie Reinigung des Zungenrückens kann man Parodontitis vorbeugen.

Die regelmäßige Kontrolluntersuchungen beim Zahnarzt zusammen mit der Professionellen Zahnreinigung alle drei bis sechs Monate können jede Veränderung in der Mundhöhle frühzeitig diagnostiziert und behandelt werden.

Bei Risikopatienten z.B. Schwangere, Raucher, gestressten Personen, Diabetiker können die Prophylaxetermine in kürzeren Abständen vereinbart werden.

 

Wie wird Parodontitis therapiert und behandelt?

Um den Entzündungszustand des Zahnhalteapparats zu beseitigen, werden zuerst Plaque und Zahnstein und die pathogene Bakterienflora sowie entzündungsfördernde Faktoren beseitigt.

 

Die Behandlung verläuft in mehreren Phasen:

1. Behandlungsphase: (= PZR Professionellen Zahnreinigung)

In dieser Sitzung werden harte und weiche Beläge, die supragingival, d.h. Oberhalb des Zahnfleischrands liegen, entfernt.

Dabei bekommen die Patienten eine individuelle Mundhygieneanweisung mit verschiedenen Hilfsmittel, damit sie eine optimale häusliche Zahn- und Mundhöhlenpflege betreiben können. Alte Füllungen oder Wurzelfüllungen müssen bei Bedarf entfernt werden sowie die stark zerstörten Zähne extrahiert (= gezogen) werden, um dadurch die Bakterienherde in der Mundhöhle zu verringern bzw. zu beseitigen.

 

2. Behandlungsphase: (= geschlossene Kürettage)

In dieser Phase werden subgingival (unterhalb des Zahnfleischrands) gelegene harte und weiche Plaque mit Küretten (Handinstrumente), Ultraschallbetriebenen Geräten und auch mit speziellen Lasergeräten entfernt. Diese Behandlung verläuft unter lokale Betäubung des Zahnfleisches. Durch verschiedene Spüllösungen oder Medikamente kann das Bakterienwachstum verringert werden.

Das Behandlungsergebnis kann nach zwei bis drei Wochen Heilungsphase kontrolliert und erneut die Taschentiefe gemessen werden. Die tiefen Taschen brauchen wiederholte Behandlung.

Es ist sinnvoll die Behandlung durch bestimmte Antibiotika zu ergänzen. Vor der Antibiotikaeinnahme entweder in Form von Tabletten oder lokal (direkt in die Zahnfleischtasche) muss eine Keimbestimmung d.h. sogenannte mikrobiologische Untersuchung durchgeführt werden. Die antibiotische Behandlung muss vor der Zahnreinigung geschehen.

 

Periochip (= antiseptische Chlorhexidinchip) ist eine weitere medikamentöse Therapie, das Lokal in die tiefen Zahnfleischtaschen appliziert wird, sorgt für eine nachhaltige Keimfreiheit, baut sich von selbst ab und hat den Vorteil, dass die Bakterien keine Antibiotikaresistenz entwickeln, da es sich hier um Chlorhexidin handelt und nicht um ein Antibiotikum.

 

Fazit:

Die Parodontitisbehandlung ist sehr langwierig und extrem abhängig von der aktiven Mitarbeit und intensive häusliche Zahn- und Mundpflege des Patienten. Jeder Betroffene muss sich im Klaren sein, dass auch nach erfolgreicher Beseitigung der Entzündung die Gefahr des Rezidives (Rückfall) möglich ist. Deshalb ist eine regelmäßige professionelle Zahnreinigung notwendig.